Fließwasserretter

Zum ersten Fließwasserretterlehrgang im Kreisverband Neu-Ulm trafen sich sieben fertig ausgebildete Wasserretter am Pfingstwochenende im Rotkreuzhaus in Senden. Bevor es ins Wasser ging, stand Theorie auf dem Plan: Ausrüstung, Kommunikation, Gewässerkunde, verschiedene Rettungsmethoden, Seiltechniken und Einsatztaktik gehörten zu den Hauptthemen.

 

Frisch gestärkt und hochmotiviert machten wir uns auf den Weg an die Iller in Senden. Allerdings bot sich uns nicht das normale Bild der Iller, ein Blick auf den Pegelstand am Wehr in Wiblingen gab Aufschluss. Noch am 1.Mai bei der Schlauchbootfahrt hatte die Iller 3m, am Samstag den 14. Mai waren es dann schon 3.8m und das sollte noch nicht der Gipfel des Wochenendes darstellen. Als erstes musste ein geeigneter Platz für die anstehenden Übungen gefunden werden, dieser befand sich auf der anderen Seite der Iller. Daher stand eine Flussüberquerung durch schwimmen an, denn über die Brücke kann ja jeder. Erfolgreich auf württembergischer Seite angekommen begannen wir mit der Wurfsackrettung und auch der Sprungrettung. Wir lernten die erhöhte Fließgeschwindigkeit besser einzuschätzen und so konnte jeder an seinem Timing feilen. Unser Standort ließ es außerdem zu, die im Wasserretter bereits erlernten Techniken zur Flussüberquerung zu festigen. Unser Ausbilder Roland Berner war hier wohl am Mutigsten, denn er legte sich auf unsere Unterarme, während wir durch die Strömung wateten.

 

Um 18 Uhr beendeten wir die Übung mit der Rücküberquerung der Iller und trafen uns kurz danach im Rotkreuzhaus zum Pizzaessen, denn der Tag war noch lange nicht vorbei. Nach einer abendlichen Pause stand die Nacht(-such-)übung auf dem Programm. Wir bekamen folgendes Unfallereignis gestellt: „Angler Schorschi ist nicht zum Abendessen aufgetaucht, seine Frau fuhr zur bekannten Angelstelle am Illerkanal in Illerzell, doch dort war dieser nicht zu finden. Eine weitere Sucheinheit sucht den Bereich innerorts ab und wir sind für den Arm, welcher zur Iller führt zuständig. Da es um 20:30 Uhr schon dämmrig wurde statten wir unsere Helme und Wurfsäcke mit Knicklichtern aus, diese leuchten min. 6h und gewährleisten so eine Kennzeichnung der Einsatzkräfte bei Nacht. Das Ufer am Illerkanal ist ziemlich bewachsen, daher entschieden wir uns für eine Suche vom Wasser aus und konnten nach geraumer Zeit den Angler finden. Zurück am Ausgangspunkt gab es eine kleine Nachbesprechung, aber damit nicht genug, es ging nochmal zum nächtlichen Wurfsacktraining. In der Nacht ist es noch wichtiger, dass man sicher und genau auf die im Wasser treibende Person zielt. Auch das Kommando „Seil kommt!“ ist hier von großer Bedeutung, denn so kann sich das Opfer auf die Rettung vorbereiten. Auch ein langer Tag muss einmal enden und so war um 23 Uhr Schluss.

 

Damit unsere nassen Neoprenanzüge noch die Chance hatten ein bisschen zu trocknen begann der Sonntag um 9 Uhr mit Seiltechnik. Den ganzen Vormittag ging es um die Sicherung mit Fixpunkten, Flaschenzugsysteme und den Aufbau einer Tyrolienne. Bei der Sicherung war auch gefragt, wie man ein variables System aufbaut, das auf jeden Fixpunkt mit der gleichen Kraft wirkt, wenn sich der Zug seitlich ändert.  Bei der Kraftersparnis mit Flaschenzugsystemen bauten wir mit Hilfe eines Kraftmessers einen kleinen Wettkampf ein:  wer am meisten Kilogramm mit der alleinigen Kraft seines eigenen Körpers ziehen kann. (Wer es glaub oder nicht, hier hat kein männlicher Teilnehmer die Nase vorne gehabt!)

 

Um die Mittagszeit hieß es dann wieder ab in den Neopren. Bepackt mit einem Sack voll Seiltechnik machten wir uns auf zur Iller um den eben gelernten Aufbau einer Tyrolienne mit Wasser zu testen. Da der Pegel mittlerweile nochmal gestiegen ist, hätte wohl keiner gedacht, dass das Seil beim ersten Versuch am anderen Ufer ankommt. Allerdings scheiterte der Aufbau einer zweiten Tyrolienne, die uns das Schwimmen auf dem Rückweg erspart hätte.

 

Unseren letzten Lehrgangstag begannen wir mit der schriftlichen Prüfung. Wer bei Theorie und Praxis aufmerksam dabei war, der meisterte diese mit links. Danach fuhren wir nochmals nach Vöhringen an die Iller um dort die Rettung mit Hilfsmitteln zu üben. Das funktionierte mal mehr und mal weniger. Leider konnten wir aufgrund des hohen Pegelstands nicht die verschiedenen Rettungsmethoden üben, welche man anwendet, wenn sich ein Auto im Wasser befindet.

 

Zum Abschluss putzen wir das verwendete Material und erhielten unsere Urkunden für die erfolgreiche Teilnahme am Lehrgang „Zusatzqualifikation Fließwasserrettung“.

 

Ich möchte mich ganz herzlich bei Roland Berner bedanken, der diesen Lehrgang ganz spontan auf die Beine gestellt hat und uns an seinem Wissen teilhaben ließ. Es machte eine Menge Spaß mit Dir und der Gruppe!