42 Wasserretter der BRK-Kreiswasserwacht Neu-Ulm trainieren Rettung im Fließgewässer

 

Iller, Kanal und Mühlbach bei Altenstadt waren am Sonntag, 28.04.2013, Schauplatz einer besonderen Fortbildung der BRK-Kreiswasserwacht Neu-Ulm. 42 Helfer der Ortsgruppen Illertissen, Senden, Neu-Ulm und Weißenhorn frischten ihre Fertigkeiten bei der Rettung von Verunglückten im Fließgewässer auf.

Wasserretterfortbildung

Im Jahr 2012 führte die Mehrzahl der 17 Einsätze die Aktiven der BRK-Wasserwacht im Landkreis Neu-Ulm nicht an Badeseen, sondern an Flüsse und Bäche. Lange Zeit waren Badeunfälle der mit Abstand häufigste Grund, warum die Wasserretter per Piepser alarmiert werden mussten. Nun hat sich dieser Schwerpunkt immer mehr verschoben. Bereits seit einigen Jahren ist deshalb nicht nur ein Rettungsschwimmabzeichen, das im Hallenbad abgelegt wird, sondern eine intensive Ausbildung zum sogenannten Wasserretter die Grundausbildung in der BRK-Wasserwacht. Insbesondere Rettungsaktionen an schwer berechenbaren fließenden Gewässern erfordern daher spezielle Ausrüstung, bestmögliche Eigensicherung für die Retter und ausgeklügelte Einsatztaktik.

Der Schwerpunkt der Fortbildung lag klar auf praktischen Übungen zu den nötigen Rettungstechniken. Bevor sich die Helfer das erste Mal ins Wasser begaben, wurden sie mit einer theoretischen Vorbereitung durch das Ausbilderteam und einer Sicherheitseinweisung durch den Werkleiter des nahe gelegenen Wehrs der Unteren Iller AG auf die kommenden Aufgaben vorbereitet. Die enge Zusammenarbeit zwischen BRK-Wasserwacht und dem Wehrbetreiber ist unerlässlich, wenn es im Gefahrenbereich zu einem Ernstfall kommt. Selbst mitten in der Nacht kann innerhalb von Minuten die automatische Wehranlage gesichert werden – und das von zu Hause aus. Auch bei der Übung war deshalb ein wichtiges Ziel, die Zusammenarbeit zu erproben, Notfallpläne zu optimieren und ein Gefühl für die Anforderungen der beiden Beteiligten Organisationen zu entwickeln.

In Kälteschutzanzug, Wildwasserweste und Schutzhelm traten Teams mehrerer Retter an, um beispielsweise die Rettung aus dem Wasser durch unwegsames Gelände zu üben. Hierzu kam eine jüngst angeschaffte Schleifkorbtrage zum Einsatz. Mit diesem speziellen Rettungsgerät können Patienten selbst über dicht bewachsene und steile Böschungen sicher und schonend transportiert werden. Weitere Stationen umfassten Seiltechnik und das Überwinden eines Flusslaufs mit Hilfe einer Seilbrücke sowie die Rettung aus dem Fließgewässer und in schwierigen Wasserverhältnissen.

Wie gefährlich die Strömung insbesondere im Bereich von Wehren und selbst in der scheinbar ruhig fließenden Iller sind, musste die Gruppe während der Suche nach zwei Verunglückten, die durch zwei Übungspuppen dargestellt wurden, erfahren. Beim Durchqueren eines geschlossenen Bereichs unterhalb des Auslassbereichs des Wehrs sicherten sich die Helfer gegenseitig und tasteten sich Meter für Meter vorwärts. Ein erfahrener Ausbilder sorgte dafür, dass die Gruppe immer ausreichenden Abstand von der stärkeren Strömung, unterhalb eines geöffneten Schiebers am anderen Ende der Anlage hielte.

Bei der Sondierung der Strömungsverhältnisse wurde dieser selbst von einem Sog erfasst und immer weiter ins schnell strömende Wasser und eine Wasserwalze gezogen. Wegen der unbeherrschbaren Gewalt des Wassers war es ihm nicht mehr möglich, sich aus eigener Kraft aus dieser Lage befreien. Er konnte schließlich durch die Einsatzkräfte, die an der Übung teilnahmen, mit Hilfe einer Leine aus dem Gefahrenbereich gezogen werden. Jede andere Annäherung der Wasserretter hätte die nachfolgenden Helfer ebenfalls in Gefahr gebracht.

Auch wenn diese Übung ohne ernsthafte Folgen ausging, sollte dies doch ein abschreckendes Beispiel für alle sein, die einen Fluss, der auf den ersten Blick so ruhig wirkt wie die Iller, für den Freizeitsport wählen. Der in Not geratene Helfer war in voller Schutzausrüstung unterwegs und weitere Einsatzkräfte waren sofort zu Stelle. Bald beginnt der Sommer, und damit werden auch die Helfer der BRK-Wasserwacht leider wieder öfter gefordert sein. Kanu- und Schlauchbootfahrer sollten sich unter keinen Umständen ohne Schwimmweste auf unsere Flüsse begeben. Wer im Bereich von Wehranlagen sowie in den renaturierten Abschnitten der Iller mit offenem Deckwerk und rauen Rampen Boot fährt oder schwimmt, bringt sich selbst mit Schutzausrüstung in größte Lebensgefahr.

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